Startseite
Historie
Forschung
Spenden
Aufbau
Vorschläge
Impressum

Schwesterprojekte
Dresden
Berlin

Burginsel damals

Projekt Burginsel Delmenhorst

PR und Öffentlichkeitsarbeit

Beitrag von Knut Köstergarten
Mail redaktion@dk-online.de

Ohne Multiplikatoren keine Burg

Delmenhorster Kreisblatt, Ausgabe vom 23.08.2000

Karsten Albers spielt auf seiner Homepage mit der Idee eines Wiederaufbaus 2011

EINE RICHTIGE BURG FUER DIE GRAFTINSEL

Delmenhorst. von Knut Köstergarten

Der Mann hat eine Vision. Im Jahr 2011 soll die Delmenhorster Burg aus Steinresten auferstehen - genau 300 Jahre nach ihrem Abriss auf Befehl des daenischen Koenigs. "Die Burg gibt Delmenhorst ein unverwechselbares Stadtbild", sagt Karsten Albers, der bislang nur via Internet fuer sein Projekt trommelt. Der Visionaer setzt ganz auf die Macht des neuen Mediums - wenn sie im Netz surfen, will er die Massen fuer sein Vorhaben gewinnen.

Wer die Seite www.burginsel.de anklickt, kann auf den Gedanken kommen, hier spiele einer voller Freude mit der Grenze von Spass und Ernst. Da wird etwa der Abriss der Stadtkirche gefordert, weil diese mit Steinen der Burg erbaut wurde. Auch ein Transrapidhalt an der Burginsel wird in Aussicht gestellt. Andererseits steuern zwei Helfer aus dem Bankgewerbe einen kompletten Finanzierungsplan fuer das Projekt bei. Was denn nun: Spass oder Ernst?

Albers will diesen Mantel nicht lueften. Er spielt zu gerne mit der Mischung aus purer Uebertreibung und realem Interesse fuer eine staedtische Attraktion. Albers wuenscht sich einen oeffentlichen Disput. Sein Traum: "Zum Markt am Sonnabend bauen die Gegner vor MacDonalds und die Befuerworter vor C&A Info-Staende auf", fabuliert Albers munter drauf los. Die Politik will er nicht auf seine Seite ziehen - Lobbyarbeit ist ihm ein Graeuel. "Ich werde mein Projekt erst im Rathaus vorstellen, wenn der oeffentliche Druck die Politiker zum Handeln zwingt", erklaert Albers todernst, diesmal in der Rolle des Volkstribuns.

Was sagt die Rathausspitze dazu? "Es waere schoen, wenn die Burg noch stehen wuerde", sagt der Erste Stadtrat, Bernd Mueller-Eberstein. Beim Blick auf die Homepage dachte er jedoch an einen April-Scherz. "Das ist ganz witzig", findet Mueller-Eberstein. Doch der Erste Stadtrat vermutet, dass die Burg-Vision "nicht ernst gemeint ist". Das Thema solle ins Gespraech gebracht werden. Einen Werbeeffekt fuer die Stadt sieht Mueller-Eberstein nicht in den liebevoll, pointiert, ironisch und herrlich komischen Internetseiten. "Das ist ein privater Auftritt. Werbung fuer Delmenhorst muss serioes sein", versteht Mueller-Eberstein in diesem Punkt keinen Spass.

Mit Humor nimmt Pastor Andreas Pauly die Abrissdrohung fuer die Stadtkirche auf. Er gibt lediglich zu bedenken, "wo wir dann die Orgel aufbewahren sollen". Zudem sei die Grafengruft erst zur Haelfte fertig. Doch dann holt der Gottesmann unverhofft zum Gegenschlag aus: "Wird die Burg neu erbaut, muss das Vorgaengermodell der Stadtkirche auf dem Marktplatz seinen angestammten Platz finden."

Solche Visionen und viele Vorschlaege, Ideen und Kommentare zum Wiederaufbau der Burg wuenscht sich Albers von den Delmenhorstern. Bis zu hundert Besucher tummeln sich pro Woche auf der Homepage. Nach dem Mittelalterlichen Markt stieg die Zahl der Zugriffe sogar auf bis zu 600 an. Albers hatte zuvor kleine Werbebanner am Eingang zur Burginsel plakatiert. Der findige Visionaer zeigt sich auch gerne im Burg-T-Shirt und verteilt Gerstensaft der Marke Burgen-Braeu. Werbung in eigener Sache betreibt Albers auf vielfaeltige Weise. Werbepartner will er nicht suchen. Die muessten erst einmal bei ihm die Klinke putzen, sagt Albers, ueberzeugt von der epochalen Wirkung seines Projekts.

Selbstvertrauen ist vorhanden, bahnbrechende Visionen auch. Doch woher stammt die geniale Idee? Albers war in Dresden und hat sich ueber die Restaurierung der Frauenkirche schlau gemacht. In Berlin war er auch: Dort traeumen die Menschen vom Wiederaufbau des Stadtschlosses. Da gab es fuer den Visionaer kein Halten mehr.

Was einzig noch fehlte, war ein Medium. In London beim Essen habe ein Freund ihn auf die Spur gebracht. "Kauf dir die Rechte fuer den Internet-Titel "burginsel.de"." Mit einem Anruf war der Name gebucht. Albers wird die Kosten ueber die Spenden (aktueller Stand: 299,11 Mark) fuer sein Projekt wieder hereinholen. "Alle Spenden werden selbstsuechtigen Zwecken des Empfaengers zugefuehrt", heisst es auf der Homepage. Was denn nun: Ernst oder Spass?


www.burginsel.de


Mail hausmeister(at)burginsel.de